Da stand ich nun am 01.08.1995 im
Geologischen Institut zwischen den Sauriern,
Fossilien und anderen mir noch unbekannten
Teilen und hatte vor, die Bibliothek dieses
Instituts zu übernehmen.
Am Anfang fragte ich mich natürlich, ob ich so einer Aufgabe gewachsen bin. In der UB hatte ich mein festgelegtes Arbeitsfeld - alles lief in "geregelten" Bahnen. Und plötzlich hängt alles an mir ... - die ganze Verantwortung einer Bibliothek (Einsatz der Hiwis, Buchbestellung, Korrespondenzen mit dem In- und Ausland, Rechnungsbearbeitung usw.).
Die Vorwarnung, daß es mit dem Zustand dieser Institutsbibliothek nicht zum Besten bestellt ist, ließen mich auf ein abwechslungs- und arbeitsreiches, aber auch verantwortungsvolles Arbeiten hoffen.
Schon bald mußte ich feststellen, daß sich diese Vorwarnung bestätigte und in dieser Bibliothek einiges im Argen liegt. Man nehme mir als "Ossi" bitte nicht übel, wenn ich das Motto "Aufbau Ost" für mich in "Aufbau West" umgewandelt habe.
Die Einführung durch meine Vorgängerin war knapp und unvollständig - ich war gezwungen, mich irgendwie selbst in mein neues Aufgabengebiet einzuarbeiten, wobei mir "meine 4 Hiwis" mit geologischem Rat und Tat zur Seite standen.
Die ersten 2 Wochen, die ich in der Bibliothek verbrachte, waren nur mit Sortier- und Aufräumarbeiten erfüllt. Unbequeme Dinge waren einige Jahre liegengeblieben und es mußte jetzt erst einmal geklärt werden, was damit geschehen sollte. Nebenbei waren dann noch die laufenden Aufgaben (Rechnungsbearbeitung, Einarbeitung der Neuerwerbungen, Ausleihe, Anfragen der Benutzer usw.) zu erledigen.
Mit der Zeit wurde mir die Bibliothek vertraut, auch wenn zwischendurch einige "schwerwiegende" Entdeckungen gemacht wurden und wir eine Flut von Arbeiten auf uns zukommen sahen (z.B. desolater Zustand des Kataloges, nichtgelieferte Zeitschriften, die jedoch bezahlt worden waren, dringendes Umräumen übervoller Regale).
Auch die Idee, ich könnte eine Art geregelten Arbeitsablauf einführen und jedem "Hiwi" ein eigenes Aufgabengebiet zuteilen, scheiterte nach kurzer Zeit. Zwischendurch traten immer wieder neue Probleme auf, die den geplanten Arbeitsablauf über den Haufen warfen und erst einmal gelöst werden mußten. Pragmatisches Handeln war und ist dann oft gefragt.
Da die Geologie für mich noch wissenschaftliches Neuland ist, bin ich auf die fachliche Unterstützung von Seiten der Dozenten angewiesen. Mit dieser Zusammenarbeit bin ich jedoch sehr zufrieden - sie klappt prima!
Auch bei den Fossilien hat die EDV Einzug gehalten! Seit knapp zwei Jahren wird mit Hilfe von LARS in der Bibliothek katalogisiert. Auch hier war es nötig, Veränderungen und Verbesserungen vorzunehmen. Die "Hiwis" bekamen eine Kurzeinführung in die RAK, von der sie vorher noch nichts gehört hatten. Die damalige Bibliotheksleiterin hatte die Verantwortung den "Hiwis" auferlegt, wie der Zustand des Kataloges beweist. Den "Hiwis" kann man das jedoch nicht anlasten. Was die Katalogisierung und die Arbeit mit LARS betrifft, stehen uns die Mitarbeiterinnen der Institutsstelle/Gesamtkatalog jeder Zeit zur Seite. Auch hier wird mit Erfolg versucht, die Arbeit zwischen Zentrale und der Institutsbibliothek wieder zu aktivieren. Trotz des noch verbesserungswürdigen Zustandes der Bibliothek, fühle ich mich in "meinem neuen Reich" recht wohl. Der ständige Kontakt zu den Studierenden und den Dozenten, den ich während der Abgeschiedenheit in der Altbestandserfassung der UB doch des öfteren vermißt habe, bereitet mir viel Freude.
Persönlich wünsche ich mir noch, daß ich ab April, wenn ich im Institut einen "Full-time-job" habe, auch etwas mehr Zeit für die Geologie finde und neben den bibliothekarischen Belangen meinen Arbeitsplatz mit einigen Farbtupfern versehen kann.
Katrin Wagner |